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Von Herkules, Bären und dem Biest

Martin Döbler • Mai 15, 2020

Von Herkules, Bären und dem Biest - wie Schönes auch gefährlich sein kann

Um diese Zeit kommt er/sie wieder zum Vorschein. Zunächst mit den tollen großen Blättern und im Juli dann mit einer Prachtblüte, die auch die Bienen begeistert. Früher wurden die Pflanzen sogar als besondere Zierde in die Gärten gepflanzt. Die Pracht der großen Blätter gepaart mit der Schönheit der Doldenblüte war eine Zierde (bzw. ist es immer noch, wenn man es rein optisch betrachtet). Und auch den Imkern wurde sie in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts als Bienenweide empfohlen.

Die Rede ist von der Herkules-Staude oder Riesenbärenklau.
Eine invasive Pflanze, die hier Anfang des letzten Jahrhunderts in Europa eingeschleppt wurde. Hier auf unserem Gelände hatte sie sich extrem ausgebreitet. Als wir das Gelände vor 10 Jahren übernommen hatten, wurde uns ‚zum Glück‘ relativ schnell bewusst, was das für eine gefährliche Pflanze ist. Zu der Zeit stand öfters mal ein Artikel über die Ausgrab-Aktionen des BUND in der Zeitung, so wurden wir darauf aufmerksam. (bitte habt Nachsicht wenn das hier keine wissenschaftlichen Aussagen mit entsprechenden Fachbegriffen ist, dafür haben wir ja Opa Google und Onkel Wiki und ‚mit Baumpflanzfaktor‘ Cousine Ecosia

‚Photosensibilisierende Substanzen‘ , 'phototoxisch', 'Photodermatitis’ sind so Begriffe die da auftauchen - also verbrennungsartige Hautreaktionen. Ich will hier gar nicht auf die Bilder eingehen, was passiert, wenn man z.B. diese Stengel als Blasrohr oder Murmel-Laufbahn nutzt, die Bilder findet Ihr im Netz. Wenn die Blüte sich ungehindert entwickeln kann, streut eine Pflanze bis zu 10.000 Samen.
Und als Highlight wurde die Pflanze auch ausgezeichnet: sie wurde 2008 zur Giftpflanze des Jahres gewählt. 

Die sicherste Möglichkeit die Verbreitung zu stoppen ist ausgraben. oder zumindest das oberste drittel der Wurzel zu erreichen. Denn es reicht, wenn nur noch die Wurzel im Boden steckt ,dass die Pflanze sich wieder gestärkt entwickelt.

Also auch jetzt schon mal keinen Bären- sondern einen RiesenDank an den BUND - und alle die sich daran beteiligt haben - für die Aktionen Jahr für Jahr rund um Karben.

Jede freie Minute haben wir damit verbracht und im Laufe der Zeit schon mehrere 10tausend Pflanzen ausgegraben. Sowohl ganz kleine, als auch große. Die ‚Prachtstücke’ konnten nur mit einem kleinen Bagger rausgezogen werden, da waren die Wurzeln bis zu 80 cm lang. Wir haben sie dann vertrocknen lassen und verbrannt. (Auf keinen Fall auf den Kompost werfen)
Wir haben die Pflanze als ‚das Biest‘ bezeichnet. Und nennen weiterhin die Streifzüge - auch über das Riedmühlengelände hinaus - dann ‚Biesterjagd‘. Diese machen wir jedes Jahr mehrmals von Mai bis Juli.

Ich schreibe das hier weil die Pflanze bei vielen nicht bekannt ist:
Eine kleine Ansammlung haben wir hier noch in ständiger Kontrolle (siehe Bild oben) und wir entdecken immer, wieder, wenn wir Leute darauf hinweisen, dass die Pflanze nicht bekannt ist. Also wenn Ihr solche Pflanzen im Garten habt, in der freien Natur oder z.B sehr oft an Flussufern und Bächen seht (weil die Samen mit dem Wasser an neue Standorte geschwemmt wurden), greift zum Spaten (aber bitte mit Schutzkleidung) oder meldet es bei der Stadt. Die Kommunen sind mittlerweile hinterher die Ausbreitung im Zaum zu halten. Denn oft sieht man die Pflanze und lässt es doch stehen, sagt nirgendwo Bescheid und er/sie/es  (Riesenbärenklau/Herkulesstaude/Biest) multipliziert sich weiter. Selbst wenn erst mal nur durch das Abschneiden der werdenden Blüte das Blühen und Samen ausstreuen verhindert wird, ist es schon ein Erfolg

Bitte ausgraben und/oder der Gemeinde melden:
Bei dieser Pflanze gilt: Es ist nie zu spät. ‚Jede ausgegrabene Pflanze‘ ist eine gute Pflanze und ‚Wehret den Anfängen‘, sobald die typische Blätterform als zartes Pflänzchen erkennbar ist: raus damit. 

Es wäre ja schade, wenn diese Pflanze auch in den tollen renaturierten Teilen der Nidda Zuflucht findet.

Auch das Land Hessen weist auf seiner Webseite auf die Herkulesstaude hin:

Hier noch ein paar Bilder:
Ansammlung mitten auf einer Wiese (2010)

Blüten im Werden (2010)

Herkulesstaude in voller Blütenpracht, ca 3 m hoch (Sommer 2012)

Viele Wurzeln zum Verrotten in der Sonne ausgelegt (Frühjahr 2012)

Große Wurzeln von den Pflanzen, die mehrere Jahre ungestört wachsen konnten (Frühjahr 2012) Siehe Vergleich zum Schuh.

Von den Wurzeln getrennt der Blätterhaufen
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Schreibt gerne Kommentare und Fragen entweder über die facebook Kommentareingabe (falls sichtbar) unter den Beiträgen oder wenn der Kommentar neutral sein soll über das Kontaktformular. 
Wir antworten dann zurück und pflegen diese entsprechend in den Beiträgen ein.

von Martin Döbler 02 Mai, 2022
Alles ging seinen gewohnten Gang. Die Arbeit / Das Vergnügen mit den Bienen war Jahr für Jahr eine Wonne. Mit kleinen Rückschlägen mal zwischendurch, aber nicht gravierend. Unsere Kunden mögen den Honig unserer Bienen. Immer früher waren wir ausverkauft. Spätestens zu Weihnachten war alles weg. Die Völkerzahl haben wir dann etwas aufgestockt, um die Nachfrage bedienen zu können. Die Honigmenge ist nicht maschinell skalierbar. Mehr Honig heißt mehr Völker heißt mehr Arbeit. Aber auch dann war der Honig an Weihnachten weg - Lieben Dank an dieser Stelle an die Liebhaber unseres Honigs. Das Bewusstsein über die Bestäubungsleistung der Bienen hat sich verbreitet, einhergehend mit dem Überbegriff ‚Bienensterben‘, dem Vorteil von lokalem Honig und einem verstärkten Umweltbewusstsein. Seit wir vor 11 Jahren mit der Imkerei begonnen haben, ging alles gut mit dem Überwintern. Bis auf ein paar wenige Blessuren haben die Völker die Winter gut überstanden. Auch diesen Herbst/Winter sah alles Bestens aus. Varroa-Kontrolle und -Behandlung, Vollständige Brutentnahme, Drohnenschneiden - also die Maßnahmen zur Bekämpfung der Varroamilbe - haben wir alles über das Jahr durchgeführt. Die meisten Ableger haben sich gut entwickelt. Zum Ende des Sommers wurden noch ein paar ’Schwächlinge’ mit anderen Völkern kombiniert. Die Einfütterung klappte auch gut. Alle Völker haben das Sollgewicht erreicht. Auch in der kritischen Vorweihnachtszeit war genügend Futter in den Völkern. Die Gewichtskontrolle der Beuten war ein sicheres Indiz. Also wie in den Jahren zuvor, keine Panik oder gar Notfütterung notwendig. Nach und nach liest und hört man diesen Winter von zum Teil massiven Völkerverlusten. 20, 40, 60, 80, 100 Prozent Verlust. Bei erfahrenen Imkern. Wie überlebt das Bienenvolk im Winter? : Man kann es sich also so vorstellen: Die Bienenbehausung (‚Beute') bei der sogenannten Magazinimkerei, wie wir sie auch betreiben, ist ganzjährig unten offen. Nur ein Drahtgitter hält andere Tiere ab. So ist die Frischluftzufuhr gewährleistet. Oben ist ein Isolierdeckel. So kann die warme Luft im Bienenstock nicht entweichen. Die Bienen sitzen in einem Knäuel (‚Bienentraube‘), in der Mitte ist die Königin. Die Bienen rotieren; sobald es außen zu kühl wird gehen diese Bienen nach innen zum aufwärmen und andere sind an der Reihe für die Außenlage. Es ist genügend Futter auf den Waben. Die Traube ist immer nahe am Futter. Wenn eine Wabe aufgebraucht ist, verlagert sich der Knäuel also etwas weiter. So dass immer Futter ohne viel Aufwand in der Nähe ist. Die Bienen versuchen so den Energieverbrauchslevel auf einem Minimum zu halten. Wie haben wir es gelernt, wie haben wir es gehandhabt? Ist alles Bestens, gibt es keinen Grund in die Völker zu schauen. Im Gegenteil, es kann für das Bienenvolk fatal sein. Durch das Öffnen des Deckels entweicht die warme Luft im Bienenstock. Es entsteht Durchzug durch die Wabengassen. Wenn man sogar Waben zur Begutachtung herausnimmt wird die ‚Wintertraube‘ zerstört wird und die einzelnen Bienen könnten noch schneller erfrieren. Die gelernte Regel sagte bisher, öffne das Volk nicht bei niedrigen Temperaturen, wenn es keine besorgniserregende Anzeichen gibt. Also am Besten erst wieder bei 15 Grad +. Pure Neugier ist also fehl am Platz. Die beiden wesentlichen Gründe für eine Ausnahme sind starker Varroa-Befall oder Futterknappheit. Beides kann zunächst beurteilt werden ohne dass die Völker geöffnet werden müssen: Ein weißer Schieber (die ‚Windel‘) für die Varroa-Kontrolle. Dieser wird unter das Volk geschoben. Da der Boden der Beute nur aus einem Drahtgitter besteht, fallen Milben durch und man kann den Befall analysieren. Und ein leichtes Anheben der Beute zur Gewichtsbeurteilung und ggf. gleichzeitiges Wiegen lässt den Futtervorrat erkennen. Man konnte in einem ‚normalen‘ Winter davon ausgehen, dass das richtige Gewicht bzw. der Futtervorrat ein wesentliches Indiz für das Überleben der Völker war. Stellt man eine starke Gewichtsabnahme fest, weil das Volk zuviel verbraucht hatte, ist eine Notfütterung notwendig. Was ist diesen Winter passiert? Einen großen Anteil haben die Wetterkapriolen. Ausfälle durch Varroa-Befall spielen fast eine untergeordnete Rolle. Und wie immer gehören auch die imkerlichen Entscheidungen dazu. Das Schlagwort ist ‚Futterabriss‘. Auch diesen Winter war von übermäßiger Gewichtsabnahme nichts zu merken. Der Varroa-Befall war eher gering. Beide Ursachen für eventuelle Notmaßnahmen waren nicht aufgetreten. Es gab keinen Grund in die Völker zu schauen. Es gab aber kalte und wärmere Phasen. Die warmen Phasen waren für die Bienen - und vor allem für die Königin - lange genug, um in Eilage zu gehen. Die Königin hat also Eier gelegt (‚gestiftet'). Es gab also frische Brut, die auch gepflegt werden muss. Aktivität und Pflege bedeuten aber Energieverbrauch und damit Futternotwendigkeit. Das Völkchen konnte sich aber nicht dem Futter hinterherbewegen, die Brut muss ja gepflegt werden. Somit wurde der Weg zum Futter immer weiter. Es war nach und nach nicht mehr auf der gleichen Wabe bzw. Nachbarwabe vorhanden. Auf diesem immer weiter werdendem Weg zum Futter und zurück kühlen und hungern die Bienen aus. Sie sind also im Dilemma. Quasi: ‚pflege ich die Brut oder gehe ich Futter holen?‘ - beides ist notwendig. Imkerliche Entscheidungen in der Zukunft: In der Zukunft muss ich als Imker also andere Entscheidungen treffen. Wenn das Wetter weiterhin solche Kapriolen macht, ist - auch wenn die beiden bisherigen Kriterien keinen Anlass dazu geben - ein Blick in das Volk notwendig. Das Risiko muss ich also eingehen. Vorsichtige und schnelle Blicke in das Volk müssen ein drittes Kriterium beurteilen: 'Ist Futter nah an der Bienentraube?' Wenn nicht, müssen Futterwaben nahe an die Traube umgehängt werden. Weniger Honig? Neben den Völkerverlusten an sich wirkt sich das natürlich auf die Honigmenge aus, die in diesem Jahr zur Verfügung stehen wird. Die Völker, die den Winter überlebt haben, werden genügend Nektar für den Frühjahrshonig sammeln können. Ob neu herangezüchtete Völker (‚Ableger‘) evtl. im Sommer schon etwas Honig beisteuern können hängt vom Verlauf des Frühjahrs bzw. Frühsommers ab. Honig vom lokalen Imker wird deshalb ein rareres Gut sein. (Die Statistik der letzten Jahre sagt, dass nur 24 % des Honigbedarfs von heimischen Imkern abgedeckt wird. Die Zahl für dieses Jahr bleibt da abzuwarten. Es wurden also bisher 76 % des Honigbedarfs in Deutschland sowieso schon über Importe abgedeckt. Und da kommt ein zweiter Aspekt dazu. Das größte Importland der Europäischen Nicht-EU Länder war bisher die Ukraine. Oder auf den Gesamtmarkt gesehen: von ca. 88.000 Tonnen Importhonig aus 60 Ländern kamen ca. 16.000 Tonnen aus der Ukraine. Bisher jedenfalls. Es wird also auch in den Supermärkten ein Honig-Mangel entstehen. In der Presse ist auch schon zu lesen, dass die Honigpreise in den Märkten ansteigen werden, da mehr Honig aus anderen Ländern importiert werden muss. Fazit Für die Imker ist ein Umdenken in Bezug auf die Imkerei erforderlich Honig vom Imker wird in 2022 ein noch rareres Gut sein. Importhonige ‚aus EU und Nicht-EU Ländern‘ werden auch preislich teurer Echter Bienenhonig lässt sich nicht maschinell skalieren. Mehr Honig = mehr Bienenvölker = mehr Arbeit. Im Durchschnitt haben die Imker*innen ca. 6-7 Völker. Nur 1% sind größere Imkereien mit mehr als 50 Völkern (Quelle Deutscher Imkerbund). Das Ziel ist also mehr Bienenvölker in unserem Land, damit Honig in der eigenen Region wieder einen höheren Anteil bekommt. Betriebswirtschaftlich gesehen deckt der Honigverkauf meist nicht den Arbeitsaufwand. Es ist viel Idealismus dabei. Wie kann das verändert werden? Das ist sicherlich ein Thema für einen weiteren Artikel. Bis dahin gilt schon mal: Überlegen Sie ob Sie nicht selbst Imker werden wollen, oder unterstützen Sie die lokalen Imker, damit es sich lohnt, mehr Völker aufzubauen.
Thistles and Thinkers
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About the connection of weeds, bees and the corona mask and the competition #maskenliebe (love your mask)
Land der Disteln und Denker: Unkraut fördert Kreativität - Bienen fördern Gelassenheit #maskenliebe
von Martin Döbler 09 Juli, 2020
Unkraut kann Kreativität fördern , Bienen lassen mich Gelassenheit üben. Imkerarbeit und Unkrautjäten im Kontext von Kreativität, Schwarmbildung und Corona-Maske und dem Wettbewerb #maskenliebe
The blue crown
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swap white for black
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What else does the beekeeper do at the Riedmühle
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